Herkunft der Gitarre

"Es ist einfach zu spielen alle mvsikalischen Instrument: alles, was sie zu tun haben, ist berühren sie die richtigen Schlüßel zum richtigen Zeitpunkt und das Instrumente selbst spielen wird." Johann Sebastian Bach

Herkunft der Gitarre und ihre Entwicklung


Hellas, 6. Jhdt. vor Christus

Die Suche nach dem Ursprung der Gitarre führt unseren Blick zu den frühen Hochkulturen. Schon aus dem fünften Jahrtausend vor Christus sind uns Abbildungen aus Mesopotamien bekannt, die Saiteninstrumente mit einem Hals und einem Resonanzkörper zeigen, welche mit den Händen gezupft wurden. Zweitausend Jahre später wurden in Ägypten Frauengestalten in Stein geritzt, die auf Instrumenten musizierten, in denen ein entfernter Vorläufer unserer Gitarre erkennbar ist. In der griechischen Antike gab es ebenfalls ein Instrument, die Kithara, welche unserer Gitarre ähnlich ist. Und in arabischen Ländern war es die qitara, welche im 10. Jahrhundert durch die Mauren nach Spanien kam.

Aber es gab auch einen anderen Weg, der die Kithara über Mitteleuropa nach Spanien führte. Nach der Eroberung Griechenlands wurde sie im römischen Reich sehr beliebt und machte eine entscheidende Entwicklung durch. Waren es bei den Griechen noch eher Jochlauten, die aus einem Schallkörper bestanden, der nach oben in zwei seitlichen Armen auslief, welche mit einem Querholz verbunden waren und zusammen mit dem Korpus einen Rahmen bildeten, in den die Saiten gespannt waren, so bauten die Römer die Instrumente nun mit Hals. Dieser ging ursprünglich über den ganzen Resonanzkörper hinweg, wurde jedoch, wie bei unseren heutigen Gitarren, bald an den Korpus angesetzt. Diese Instrumente wurden während der punischen Kriege verbreitet und fanden so letztlich ihren Weg auch nach Spanien.
Durch die musikalische Ausdrucksweise, die später das Aufeinandertreffen von arabischer Kultur und Christentum in Südspanien mit sich brachte, änderten sich die Anforderungen an diese Instrumente immer mehr. Der Einsatz der Gitarre als Begleitinstrument für Tanz und Gesang forderte eine Weiterentwicklung der bisherigen Bauform zugunsten größerer Dynamik. So wurde von nun an der Resonanzkörper innen durch kleine Brettchen gestützt, welche nach außen gebogen waren und so die Zargen festigten. Durch diese Verbindung entstand eine größere Stabilität, durch die der gesamte Korpus dem Druck, der durch den angesetzten Hals und die hohe Saitenspannung entstand, besser standhalten konnte. Außerdem hatten die Instrumente, statt eines bauchigen Körpers, nun eher einen zunehmend flachen und wurden mit geschnürten Bünden gespielt, ähnlich wie es bei unseren heutigen Gitarren der Fall ist.


Barockgitarre, 1779

Das Instrument, das die Mauren mit nach Spanien brachten war eine Laute, welche schon früh sehr ausgereift war und sich parallel weiterentwickelte. Sie wurde ohne Bünde gespielt. Man nannte sie Oud. Sie war der Vorgänger der Renaissancelaute, deren Bauweise ähnlich ist, die mit geschnürten Bünden gespielt wird und doppelchörige Saitenpaare unterschiedlicher Anzahl hat. Daraus entwickelten die Spanier ein Instrument, die Vihuela, welches also arabische sowie europäische Einflüsse musikalisch vereinte und dessen Besaitung zunächst ebenfalls ähnlich bleibt, die aber einen schmalen und flachen Korpus hat. Als schon in der frühen Barockzeit die Musik reicher an verschiedenen Harmonien wurde und die polyphone Mehrstimmigkeit Veränderungen des Griffbretts mit sich bringen musste, ging aus der Vihuela nun ein Instrument hervor, dessen Entwicklung ebenso in Spanien stattfand und dessen Besaitung aus fünf Doppelchören und einer tiefen Einzelsaite bestand: die Barockgitarre. Sie war die erste, besonders im Schallochbereich mit sehr filigranen Verzierungen versehene Gitarre, die "Guitarra espanola" genannt wurde und Verbreitung im ganzen europäischen Raum fand.


Antonio de Torres, 1956

Mit der Höherentwicklung des Barock, erreichte das mehrstimmige Spiel, was sich vom Durchstreichen von Akkorden im Wechsel mit gezupften Melodielinien deutlich abhob und bereits in der Renaissance eine Weiterentwicklung erfahren hatte, nun noch höhere Reife. Das kontrapunktische Komponieren und das kontrapunktische Spiel gewannen immer mehr an Tiefe und gelangten zu zentralerer größerer Bedeutung. Die Besaitung der Gitarre änderte sich in dieser Zeit ständig, da mit den Möglichkeiten, den musikalischen Anforderungen der Zeit gerecht zu werden, viel experimentiert wurde. Aus all diesen Erfahrungen heraus entwickelte sich die sechssaitige Gitarre. Diese hat, im Vergleich zur Barockgitarre, eine in Hinsicht auf Klang und Spielbarkeit fortschrittlichere Bauweise. Auf den Boden, sowie auf die Unterseite der Decke, werden Verstrebungen gesetzt, welche das gesamte Instrument schwingungsfähiger machen und so dem Ton mehr Kraft geben.
Seit der Frühklassik erlebte die Gitarre, in unterschiedlicher Form, vor allem im deutsch- und französischsprachigen Raum, besonders in Wien und Paris, eine erste wirkliche Blüte. Doch der Schauplatz ihrer Weiterentwicklung bleibt in Spanien. Da die Gitarre seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer weiteren Blüte aufstrebte und verschiedene Gitarristen andere Wege mit neuen Griff- und Anschlagstechniken beschritten, bedurfte es einer weiterführenden Vervollkommnung des Instruments. Der spanische Gitarrenbauer Antonio de Torres erneuerte die Gitarre in der Anordnung der Resonanzleisten, der Mechanik, der Gestaltung des Kopfes sowie ihrer gesamten Abmessung und Form. Besonders die Art und Weise wie der Hals an den Resonanzkörper angesetzt ist, bleibt ihm zu verdanken. Sie trägt deshalb heute seinen Namen. Seine Arbeit war richtungweisend für den Gitarrenbau.


Richard Jacob, 1924

Im 20. Jahrhundert forderte die moderne Spielpraxis der klassischen Gitarre eine Weiterentwicklung des Instruments. Der Gitarrenbauer Richard Jacob "Weißgerber", aus einer deutschen Instrumentenmacherfamilie stammend, verband die Tradition des Gitarrenbaus im sächsischen Vogtland mit der wienerischen Gitarrenbautradition, der spanischen Bauweise und der Kunst des Instrumentenbaus anderer Länder Europas. In Verbindung mit künstlerisch-gestalterischer Kreativität fand er zu einem individuellen Stil, der in der Vielfältigkeit seines Schaffens einen einheitlichen Charakter zeigt.

Obwohl diese verschiedenen Gitarren bis in unsere Zeit die Grundlage für die klassische Konzertgitarre bieten, befindet sich die Gitarre, auch hinsichtlich der Optimierung der Spielbarkeit und ihrer klanglichen Ansprache, weiterhin in einem Zustand des Fortschritts und in lebendiger Entwicklung.





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